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Kleinunternehmer in Bulgarien: Angst vor dem Wechsel zum Euro

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Von Jeremiah Fisayo-Bambi & Euronews Bulgaria
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Die EU hat grünes Licht gegeben für den Beitritt Bulgariens in die Eurozone. Kleinunternehmer befürchten durch die Währungsumstellung eine weitere Krise.

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Kleinunternehmer in Bulgarien sehen der bevorstehenden Währungsumstellung vom Lew auf den Euro mit Sorge entgegen. Viele fürchten sich vor einer weiteren Krise, mit der sie sich auseinandersetzen müssen.

Das 6,4 Millionen Einwohner zählende Balkanland wird am 1. Januar 2026 von seiner nationalen Währung, dem Lew, auf den Euro umstellen.

Die Familie Terziev hat vor mehr als 10 Jahren ihren ersten Bioladen eröffnet. Nachdem ihr kleines Unternehmen bereits mehrere Krisen überstanden hat, steht es nun vor einer neuen Herausforderung.

Nikolay Terziev hat damit begonnen, seine Produkte mit der neuen Währung zu kennzeichnen - allerdings mit Unbehagen.

"Kein Ladenbesitzer ist Wirtschaftswissenschaftler", sagt er. "Was uns beunruhigt, sind die Informationen, die wir von engen Bekannten in Ländern erhalten, die den Euro bereits eingeführt haben: Ja, die Wirtschaftsindikatoren verbessern sich, aber die Bevölkerung wird ärmer. Große Unternehmen profitieren", erklärt Terziev.

Die Preise für Waren steigen

Bulgarien ist insofern ein ungewöhnlicher Fall, als dass es seine Währung, den Lew, gleich zu Beginn der Währungsunion im Jahr 1999 an den Euro gekoppelt hatte, also noch vor dem Beitritt zur Europäischen Union im Jahr 2007. Bulgarien hat außerdem einen sehr niedrigen Schuldenstand, der nur 24,1% der jährlichen Wirtschaftsleistung beträgt.

Damit liegt das Land weit unter der 60%-Marke, die in den wirtschaftlichen Kriterien für die Mitgliedschaft in der Eurozone festgelegt ist. Der letzte Schritt bestand darin, die Inflation unter den Richtwert von 2,8% zu bringen und damit nicht mehr als 1,5% über dem Durchschnitt der drei Mitglieder mit der niedrigsten Inflationsrate in der Eurozone zu liegen.

In den letzten Monaten sind jedoch die Preise der Lieferanten spürbar gestiegen.

"Die Umstellung Bulgariens auf den Euro ist nicht unser größtes Problem. Unser größtes Problem sind die Ursachen für die Preissteigerungen", sagt Terziev. "Es ist ganz einfach: Wenn die Preise steigen und die Kaufkraft der Menschen gering ist, was in Bulgarien der Fall ist, kaufen die Menschen weniger, und man verkauft weniger", führt der Bioladenbesitzer aus.

Beide Währungen werden einen Monat lang im Umlauf sein

Die größten Sorgen bereitet der Januar nächsten Jahres, wenn beide Währungen einen Monat lang gleichzeitig im Umlauf sein werden.

"Wir wissen sehr genau, dass Anfang Januar das Chaos beginnen wird. Ab Januar werden wir Wechselgeld in Euro herausgeben müssen, wir werden in Euro und Cent rechnen müssen. Wir werden ständig Leva in Euro umtauschen und zu den Banken gehen müssen. Wir werden arbeiten und gleichzeitig Geld umtauschen müssen. Ich weiß nicht, wie wir das schaffen sollen", sagt Terziev.

Ein Mann hält bei einer Versammlung bulgarischer Nationalisten am 12.07.2025 in Sofia ein Plakat mit der stilisierten Aufschrift "NEIN" ("не" auf bulgarisch) in die Luft.
Ein Mann hält bei einer Versammlung bulgarischer Nationalisten am 12.07.2025 in Sofia ein Plakat mit der stilisierten Aufschrift "NEIN" ("не" auf bulgarisch) in die Luft. AP Photo

50% der Bulgaren sind gegen den Euro, 43% dafür

Nicht alle Kunden von Terzievs Bioladen sehen den Umstieg auf den Euro pessimistisch. Die jüngste Eurobarometer-Umfrage der EU ergab, dass sich 50% der Bulgaren gegen und 43% für den Euro aussprechen.

Zu den Gründen der Euro-Ablehnung gehören Inflationsängste, Misstrauen gegenüber den offiziellen Institutionen in einem Land, das in vier Jahren sieben Regierungen hatte, und weit verbreitete Fehlinformationen in den sozialen Medien. In Haskovo sagen viele Einwohner, sie hätten es nicht eilig, ihr Geld umzutauschen.

"Nein, ich habe nicht viel zu tauschen", antwortet eine Frau auf die Frage, ob sie Geld umtauschen werde. "Absurd! Im Moment bleibe ich optimistisch und glaube, dass es nicht notwendig sein wird", so eine andere Frau.

Obwohl viele die Umstellung fürchten, zeigen sich andere zuversichtlich.

"Ich bin sehr froh, dass Bulgarien den Euro einführen wird. Ich hoffe, dass es dem Land wirtschaftlich hilft. Ich bin nicht beunruhigt", so eine Kundin in Terzievs Bioladen.

"Ich glaube nicht, dass die Inflation durch den Euro verursacht wird, sondern durch andere Faktoren. Ich hoffe, dass alles glatt läuft und dass es keine größeren Preiserhöhungen geben wird", fügt sie hinzu.

Letzten Monat gab die Europäische Union grünes Licht für den Einstieg Bulgariens in die Währungsunion.

Ab dem 8. August müssen alle Einzelhandelspreise in beiden Währungen angegeben werden. Alle Banken müssen bis Ende 2026 den Lew umtauschen.

Die bulgarische Nationalbank wird Banknoten und Münzen der alten Währung auf unbegrenzte Zeit in Euro umtauschen.

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